Namen und Parolen als "Starkmacher"
Der Versuch, seinem Kinde einen Namen zu geben - oder seiner Erfindung, seinem Produkt, seinem Unternehmen, seiner Gruppierung, seiner Idee einer gesellschaftlichen Neuordnung - oder seiner Familie ein Wappen, seiner Burg einen Namen, seinem Land ein passendes Fahnensymbol zu geben - immer wird es ein ins Mystische gehender Akt sein, mit dem sich der Namensgeber auseinandersetzt. So wurden die Vereinigten Staaten von Amerika 1776 als unabhängiger Staat im Zeichen des Grosssiegels der USA (Pyramide mit dem "3. Auge" als Pyramidenspitze) proklamiert und mit tatkräftiger maurerischer Unterstützung eine "neue Ordnung der Zeiten" begründet, deren staatstragendes Motto "Novus Ordo Seclorum" mit jeder Ein-Dollar-Note einen permanenten Werbe-Impuls erfährt.
Neben dem offensichtlichen Anliegen sich zu differenzieren, wird mit diesen Namen und Parolen aus Buchstaben-Symbolen ein Talismann-vergleichbarer Effekt heraufbeschworen, der dem Namensträger Glück, Kraft und Macht und ein vom Schicksal begünstigtes Wirken und Walten verleihen soll. Dabei geht es schlicht genommen um den Begriff Anziehungskraft. Denn Masse zieht Masse an - und Macht will Übermacht gewinnen - und das ist es, was man sich insgeheim wünscht. Gute Namen, wirkungsvolle Namen sind eben wie Kleider, die Leute machen. Sich - wenn auch nur im Schatten solch wirkungsvoller Einflüsse - zu aalen, verspricht, einer von denen zu sein. In der Park-Allee zu wohnen, signalisiert also bereits, wer zu sein - die richtige Adresse, das entsprechende Fahrzeug, die entsprechende Kleidung - die Namen mit denen wir uns umgeben sollen uns aus der Masse hervorheben...
Botschaft, Frequenz und Empfangsleistung
Die Wort-Bild-Botschaft allein aber macht sicherlich noch nicht die Musik. Sie ist abhängig von verschiedensten Parametern der Kommunikation wie z.B. der Frequenz, mit der sie in den Äther gesendet wird - aber auch mit der Differenzierungskraft, der Erzeugung möglichst identischer Bilder (Empfindungen) beim Empfänger, der Unverwechselbarkeit, der Stimmigkeit zum Träger (Produkt, Idee, Person), um nur die wichtigsten Faktoren zu nennen. Ein Unternehmen oder eine Erfindung ist ja nicht von Beginn an auf einen Weltmarkt konzipiert. Produkte, die zu Beginn des Industriezeitalters nur eine regionale bis nationale Bedeutung hatten, wurden als solche zunächst ohne Berücksichtigung weltwirtschaftlicher Kommunikations-Gesetze im heutigen Verständnis auf den Markt gebracht. Der Wettbewerbsdruck war noch nicht so gegeben, die Medien - sprich Kommunikations-Netzwerke - waren gerade einmal in den Anfängen und konzentrierten sich zunächst auf die Gutenberg-Medien, nämlich das Zeitungswesen und das Plakat.
Iwan Pawlows Bedürfnis-Pyramide war noch nicht bis zu den Werbungtreibenden vorgedrungen - die Konsumenten-Psyche nicht in allen Facetten erkundet, was ja auch kaum in dieser Feinstimmigkeit erforderlich war. Konkurrenzprodukte gab es in den Anfängen kaum bis überhaupt nicht - jeder Unternehmer erfüllte mit seiner Produkt-Idee zunächst noch Elementar-Bedürfnisse. Marktforschung, das Eingehen auf Sekundär-Bedürfnisstrukturen und nachfolgende war den ersten Markenartiklern fremd, ja nur wenige verstanden sich bereits als solche. Was den Markenartikel vom No-Name-Produkt unterschied, waren jedoch damals wie heute: Mehr oder weniger wohldurchdachte Namensgebung, grafisch-künstlerisch gestaltete Produktaufmachung und konsequente Preisgestaltung - schlichtweg die Art und Weise vereinheitlichter Botschaften und Erlebniswelten, mit denen man sein Produkt dem Verbraucher nahe bringt.